Das Grand Hotel der Gefühle

Das Buch „Das Grand Hotel der Gefühle“ von Lidia Branković lädt auf spielerische und verständliche Weise dazu ein, die Welt der Gefühle zu erkunden. Im Zentrum steht die Metapher eines Hotels, in dem jedes Gefühl als besonderer Gast mit individuellen Bedürfnissen empfangen wird. Diese originelle Darstellung macht es Kindern leichter, die Vielfalt ihrer Gefühle zu erkennen und anzunehmen.

Gefühle wie Wut, Traurigkeit oder Freude werden im Buch nicht bewertet, sondern so angenommen, wie sie sind. Jedem Gefühl wird der Raum gegeben, den es braucht.

Wut zum Beispiel ist ein etwas lautes Gefühl und benötigt viel Platz, um Luft zu holen. Ihr ein zu kleines, abgelegenes Zimmer zu geben, ist keine gute Idee. Traurigkeit ist zurückhaltend und spricht mit leiser Stimme. Man muss genau hinhören, um sie wirklich zu verstehen. Dankbarkeit hingegen bringt Leichtigkeit mit sich – wenn sie eintritt, fühlt sich alles leichter an.

Diese bildhaften Darstellungen machen Emotionen greifbar und eröffnen einen neuen Zugang zu ihnen. Kinder werden ermutigt, ihre eigenen Gäste im Hotel der Gefühle zu entdecken und zu benennen.

Einige Gefühle sind unkomplizierte Gäste –angenehm und unterhaltsam, wie Freude, Zuversicht oder Dankbarkeit. Andere hingegen sind anspruchsvoller und benötigen besondere Aufmerksamkeit. Werden sie ignoriert, können sie herausfordernd werden. Kein Gefühl wird im Grand Hotel der Gefühle abgewiesen. Für jedes Gefühl gibt es einen passenden Raum.

Dies vermittelt Kindern die wichtige Botschaft, dass alle Emotionen zum Leben gehören und akzeptiert werden dürfen, was für eine gesunde emotionale Entwicklung entscheidend ist.

Die Fähigkeit, Emotionen zu regulieren, ist eine wichtige Kompetenz für die Entwicklung von Kindern und bildet die Grundlage für emotionale Intelligenz. Um diese Fähigkeit zu entwickeln, müssen Kinder zunächst lernen, ihre eigenen Gefühle bewusst wahrzunehmen und sie altersgerecht auszudrücken.

Das Buch bietet einen guten Einstieg, um mit Kindern über Emotionen ins Gespräch zu kommen. Fragen wie „Wie fühlst du dich gerade?“, „Welche Farbe hätte dein Gefühl, wenn du es malen würdest?“ oder „Was machst du, wenn du traurig bist?“ schaffen kindgerechte Zugänge zum Thema. Dabei wird nicht nur die emotionale Kompetenz gefördert, sondern auch eine vertrauensvolle Basis für den Austausch zwischen Kindern und Erwachsenen geschaffen.

Auch für Erwachsene hält dieses Buch wertvolle Impulse bereit. Es erinnert uns daran, wie wichtig es ist, all unsere Gefühle – ob angenehm oder unangenehm – willkommen zu heißen und ihnen den Raum zu geben, den sie brauchen. Indem wir lernen, Emotionen bewusst wahrzunehmen und zu akzeptieren, legen wir den Grundstein für eine tiefere Selbstreflexion und ein harmonischeres Miteinander.

Aus pädagogischer Sicht ist dieses Buch sowohl für den familiären Alltag als auch für den Einsatz in Kitas oder Grundschulen geeignet, um Kinder in der Entwicklung ihrer emotionalen Kompetenz zu begleiten. Besonders für Kinder im Alter von 4 bis 7 Jahren bietet es wertvolle Ansätze, um Gefühle zu verstehen und sie zu benennen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Für Eltern und Pädagog:innen, die ein Einstiegswerk suchen, um die Vielfalt der Gefühle und einige ihrer hervorstechenden Eigenschaften kennenzulernen, könnte es eine Überlegung wert sein.